Vom Schweigen der Opfer und vom Fragen der Enkel

04Mai(Mai 4)19:0005(Mai 5)18:00Vom Schweigen der Opfer und vom Fragen der EnkelFilme und Diskussion am 4. und 5. MaiArt der VeranstaltungFilmvorführung,Vortrag

Veranstaltungsinformationen

 

Es ist von vielen Familien bekannt und bei jüdischen Familien auch durch prominente Bücher belegt, dass sich oft erst die dritte Generation für die traumatische Geschichte ihrer Großeltern interessiert bzw. Nachforschungen nach den ihnen vorenthaltenen Ereignissen anstellt. In Familien der Täter finden vielfach ebenfalls erst die Enkel die nötige Distanz, sich mit dem Trauma ihrer Vorfahren zu beschäftigen. Auch im Falle der von 1860-1938 in Neupölla ansässigen jüdischen Familie Biegler zeigte sich dieses Phänomen: Barbara Dartnall, die Tochter der 1918 in Neupölla geborenen Flora Biegler und Enkeltochter des 1890 in Krumau am Kamp geborenen Jakob Wolf hatte von ihren Eltern kaum etwas von der Waldviertler Familiengeschichte erfahren und stieß erst durch Zufall 2019 im Internet auf die Ausstellung über die jüdischen Familien im Waldviertel. Aus diesem Anlass wurde ein Filminterview angefertigt, und ergänzend berichten weitere Zeitzeug:innen von ihrer Beschäftigung mit der familiären Vergangenheit und deren Bedeutung für ihr eigenes Leben.

 

Programm:

Samstag 4. Mai 2024, 19 Uhr

„Eine Familie – Zwei Welten“, Dokumentarfilm von Peter Mahler (2023) und Podiumsdiskussion moderiert von der OE1-Journalistin Sabine Nikolay (geb. 1965)
mit Peter Mahler, Friedemann Derschmidt und Eva Schütz

Der Wiener Filmemacher Peter Mahler (geb. 1984) machte sich in seinem Film auf Spurensuche nach zwei grundverschiedenen Zweigen seiner Familie: Sein jüdischer Großvater Peter Mahler, der Sohn des Direktors der Bobbin Holzwarenfabrik in Gmünd, konnte als Elfjähriger 1938 mit seinen Eltern in die Dominikanische Republik und dann in die USA emigrieren. Der deutsche Vater seiner Mutter beteiligte sich hingegen als SS-Mann an der nationalsozialistischen Judenverfolgung.

Ähnliche Erfahrungen machte die Psychologin Eva Schütz (geb. 1979). Sie hat das Schicksal und die Kriegstraumata ihrer Aussiedlerfamilie in Edelbach, Germanns bei Neupölla und Röhrenbach in einem unpublizierten historischen Roman aufgearbeitet. Ihr Großvater Josef Katzinger kam wegen Wehrkraftzersetzung vor das Kriegsgericht und wurde als Deserteur von seiner Mutter Aloisia Jamy in Neupölla versteckt.

Der an der Akademie der bildenden Künste Wien tätige Filmemacher und Künstler Friedemann Derschmidt (geb. 1967) beschäftigt sich in künstlerischer Form mit der Frage von Erinnerung und Erzählen, dem Transformieren von Erzählung zu Geschichte sowie Fragen des nonverbalen Weitergebens. In seinem Buch „Sag Du es Deinem Kinde! Nationalsozialismus in der eigenen Familie“ (2. Auflage 2021) sucht Derschmidt nach Methoden, mit den problematischen politischen Verstrickungen der eigenen Familie vor, im und nach dem Nationalsozialismus umzugehen.

 

Sonntag 5. Mai 2024, 15 Uhr:

„Barbara Dartnall – eine Britin auf den Spuren ihrer Familie in Neupölla“, Dokumentarfilm von Christian Jilka und Friedrich Polleroß (2024)
Urauführung des Films in Anwesenheit des Regisseurs

Beginnzeit

4 (Samstag) 19:00 - 5 (Sonntag) 18:00

Ort

Erstes österreichisches Museum für Alltagsgeschichte

Neupölla 10